Hallo Ihr lieben,
heute muss ich mir mal was von der Seele schreiben, was mir bis jetzt eine schlaflose Nacht bereitet hat.
Aber vorher noch eine WARNUNG AN ALLE: Ich befürchte es wird sehr lang!
Ich war 18, als ich mit der Ausbildung bei einer Stadtverwaltung fertig war. Besagte Stadtverwaltung hat mich damals als Sachbearbeiterin übernommen und ich habe selbständig alles von der Mahnung bis zur Vollstreckung bearbeitet, inkl Insolvenzen. Am Anfang machte mir das wenig Spaß und ich kam mit meinen Chefs (Sachgebietsleiter mit dem ich mir das Büro teilte und Kassenverwalter der auch Abteilungsleiter war) auch nicht sooo gut klar.
Das änderte sich zum Glück schnell und ich kam ein super Verhältnis zu meinem Sachgebietsleiter und wir sind auch heute noch befreundet.
Nach dem ich mich eingearbeitet hatte machte mir der Job Spaß, auch wenn mit der Zeit die wirklichen Herausforderungen ausblieben und ich finanziell unzufrieden war, so schätze ich sehr das gute Klima mit meinem Chef und das er mich immer in Problemfälle einbezog und wir öfters Fälle diskutierten. Wenn er nicht da war, war ich Ansprechpartner und auch so, war meine Meinung, zwischenzeitlich auch vom Abteilungsleiter (eigentlich) immer gefragt.
Das ganze wurde mit der Zeit jedoch langweilig und ich finanziell immer unzufriedener. Ich machte weit mehr wie meine Kollegen, und verdiente deutlich weniger, weil ich einfach viel jünger war. Das Los im ÖD.
Tja, dann hab ich mal die ein oder andere Bewerbung geschrieben, es war aber nicht wirklich was dabei und ich merkte schnell, dass für die Stellen die mich interessieren, ich studiert haben muss (gehobener Dienst).
Also ging ich nebenher auf das Abendgymnsium und machte nebenher mein Abi. Klar war die Zeit stressig, aber irgendwie war ich rundum Zufrieden. Es war irgendwie das richtige Maß an Anforderung. Im Geschäft habe ich mich gefreut, wenn mir ein Anwalt geschrieben hat, dass ich mal wieder meine grauen Zellen benutzen musste und Abends die Schule war ok und abgesehen von den Sprachen (Engl. und Franz) ging mir das Ganze leicht von der Hand.
Mit dem Abi in der Tasche machte ich mir dann ernsthaft Gedanken, was ich damit machen sollte. Studieren war für mich gleich klar, die Frage war nur was.
Die naheliegendste Möglichkeit war der gehobene Dienst bei der Stadtverwaltung. Andererseits ging mir dieses Getue bei der Stadt auch ziemlich auf den Keks. Es waren halt nicht alle gleich und sie wurden auch nicht so behandelt und irgendwie war alles so politisch und auch irgendwie etwas von Willkür gezeichnet (man muss sich halt Wähler und verschiedene Firmen und andere wichtige Personen warm halten). Mir liegt das nicht so, da ich nicht so der "Zucker-in-Po-blass-Typ" bin.
Da ich beruflich viel mit Rechtspflegern (gehobener Justizdienst) zu tun hatte, habe ich mich auch über das Berufsbild informiert und festgestellt, dass der Job den ich hatte viel mehr zu Rechtspflege passt und ich einige Sachen die der Rechtspfleger macht, bereits machte.
Ich bewarb mich also und bekam eine Woche nach dem Vorstellungsgespräch bereits die Zusage.
Ich freute mich wahnsinnig auf das Studium und konnte den Start kaum erwarten, da ich mich ohne Abendschule ziemlich langweilte.
Die Fachhochschule ist 100 km von meiner Wohnung entfernt, und wir leben deshalb seit September in doppelter Haushaltsführung. Mir macht das schwer zu schaffen. Ich bin eine von den ältesten und mir fehlt ganz ganz arg der Kontakt. Es ist nicht so, dass ich niemand kennen würde, aber irgendwie sind das alles mehr Bekannte als irgendwie annähernd Freundschaften. Klar lade ich mir auch Leute ein und werde auch hin und wieder eingeladen aber das ist vllt 1-2x pro Woche. Ansonsten bin ich, abgesehen von 1x die Woche bei gutem Wetter 1 Std joggen, ganz allein. Ich habe in der Regel Vorlesung von 8-13 Uhr. Dann gehe ich nach Hause und sehe oft niemanden mehr. Telefonieren tu ich dann zwar mit meiner Familie und mit meinem Mann aber wirklich was zu erzählen hab ich dann ja auch nicht...
Dazu kommt dann noch mein Ego. Wie ich ja geschrieben habe, war ich bei der Stadt wirklich wer und ich habe mir das Studium, ehrlich gesagt, nicht so schwer vorgestellt. Ich bin mündlich zwar echt gut, aber schriftlich so na ja. Die erste Klausur hab ich trotz Bomben-Gefühl mit 4 Punkte total versemmelt und konnte das gar nicht glauben. Die 2. war mit 6 Punkten (1/4 Verrechnungspunkt hat mir zu den 7 gefehlt) zwar besser, aber immer noch nicht dass, was ich von mir gewohnt war.
Eine Klausur steht zwar noch aus, wo ich (wieder) das Gefühl habe, dass die ganz gut war, aber vor der nächste in zwei Wochen graut es mir schon richtig. Das ist nur ein auswendig gelerne von Voraussetzungen und Prüfungsreihenfolgen und das liegt mir gar nicht.
Vor Weihnachten (vllt erinnert sich noch jemand an den Schlaf-Thread) habe ich wirklich mit dem Gedanken gespielt, alles hinzuschmeißen. Eigentlich bin ich da nicht der Typ für, aber das ganze hat/nimmt mich schon arg mit. Ich habe den Gedanken allerdings, nach langen Gesprächen mit meinem Mann, meinen Freunden und meiner Familie und mangels Alternativen verworfen.
Tja und da bin ich jetzt eigentlich (endlich) am Punkt. Heute habe ich in der Zeitung eine mögliche Alternative gesehen. Eine Stellenanzeige für eine Kassenverwaltung in einer kleinen Gemeinde. In kleinen Gemeinden sind das Stellen für mittlere Beamte bzw. Verwaltungsfachangestellte, die aber i.d.R. gut bezahlt werden.
Ja und jetzt sitze ich hier und denke über eine Bewerbung nach und Zweifel wieder ob das Studium das Richtige für mich ist oder ob mich die Stelle in einem Jahr auch wieder langweilt oder mir das politische gegen den Strich geht.
Klar ihr werdet jetzt sagen, bewerben kann man sich ja mal und sich wenn es konkret wird Gedanken machen, aber für mich wäre schon die Bewerbung ein Schritt zu einem anderen Weg.
Auch wenn man es vom finanziellen nicht abhängig machen sollte, aber ich würde pro Monat ca. 500 € mehr haben. Wir teilen uns das Haus mit meinen Großeltern, was Miete mäßig natürlich klasse ist, aber das ist eigentlich auch so ziemlich der einzigste Vorteil. Auch wir würden uns lieber (wie viele hier) eine (kleine) Eigentumswohnung kaufen.
Ach und vllt noch was zu den Übernahmechancen: Rechtspfleger sind eigentlich nie arbeitslos und eine Stelle im schönen Mac-Pom bekommt man eigentlich immer, wenn man das Studium schafft, was ich mir durchaus zutraue. Das war auch ein Punkt, warum ich mich dafür entschieden habe. Und ja, ich könnte auch mit dem Abschluss des Studiums durchaus wieder zu einer Stadt zurück...
Ihr merkt schon, ich bin total ?-( und brauche jetzt objektive Meinungen...
Lg nina (die allen dankt, die schon bis hier hin durchgehalten haben)